aengelkensistersboardingwww

Die Planung einer Reise nach Indien kann noch so sorgfältig sein, unerwartete Überraschungen und Abenteuer wird man trotzdem zur Genüge erleben. Trifft man dazu noch zum erstenmal sein indisches Patenkind, so ist die Vorfreude und die Spannung auf das Kommende nochmals größer. Unsere Paten Antje Engelken und ihre Tochter Christine, die seit ein paar Monaten Paten des kleinen Slummädchen Laxmi sind, flogen Ende September nach Indien. Ausgangs- und Endpunkt der mehrwöchigen Reise sollte der Besuch Prem Dans und Laxmis in Mumbai sein. Welch Erlebnisse und Überraschungen Antje Engelken, die Mutter von sieben Töchtern ist, und vor allem Christine (am eigenen Leib) erfuhren, lesen Sie in ihrem Reisebericht.


..

“  Unser Treffen mit Laxmi in Mumbai:

Im Oktober 2008 reiste ich mit meiner Tochter Christine durch Indien. Nachdem wir Delhi, Agra, Rajasthan, Trivandrum, Kerala (Chochin) und die Malediven besucht hatten, war unsere letzte Station Mumbai.

Ich hatte von einer Freundin, die Stewardess bei der Lufthansa ist, eine Crew-Brochüre bekommen, die auch einige Tipps für Hilfsorganisationen beinhaltete. Da wir nicht weit vom Taj-Mahal Hotel wohnten, lag Prem Dan für uns äußerst günstig. Wir marschierten unangemeldet Richtung YMCA, wer konnte ahnen, dass sich hinter diesem Gebäude Prem Dan versteckt?

Wir trafen auf Sister Felicity und Sister Juanita, die beide zu Tränen gerührt waren, dass wir unsere Zeit für einen Besuch bei ihnen „opferten“, was ja gar kein Opfer war, jedenfalls empfanden wir es nicht so. Die Schwestern erzählten uns von der Geschichte und Entstehung Prem Dans. Ich war sofort begeistert vom Engagement der Schwestern, so dass ich ohne zu zögern sagte, ich würde gern eine Patenschaft übernehmen. Mir gefiel das Konzept, auch wenn ich vielleicht den Gedanken beiseite schieben musste, warum man nicht eine kleine Familie komplett unterstützen sollte. Schwester Felicity machte mir das klar, ohne große Emotionen.

Ich nahm – kaum waren wir wieder zu Hause – Kontakt mit Thomas Feix auf. Im Januar bekam ich Nachricht von Prem Dan mit der Bestätigung, dass Laxmi Podachi mein Patenkind sei. Ich bekam ein süßes Foto, Laxmi in ihrer Schuluniform.

Wir haben das Jahr über Kontakt gehalten und im Juni 2009 teilte ich Prem Dan mit, dass meine Tochter Christine und ich im September wieder nach Indien reisen und zu Beginn unserer Reise, wie auch vor unserem Rückflug, in Mumbai Station machen würden.

Wir landeten am Samstag, den 26. September und am Nachmittag erwartete uns Laxmi mit ihrer Mutter, ihrer kleinen Schwester und Céline, die Lehrerin von Laxmi, vor der Garden School. Wie gut, dass Céline dabei war, denn weder Laxmi noch ihre Mutter sprachen Englisch. Laxmi fängt ja gerade erst an, Englisch zu lernen. So ein süßes Kind, passend zum Alter die erste große Zahnlücke.aengelkenlaxmi1www aengelkenlaxmi1www.jpgIch hatte ihr einen großen Seehund mitgebracht, die leben ja wohl nicht in Indien. Einen Gummitwist hatte ich auch noch dabei; ich musste vorführen, wie das geht, liegt ja auch schon ein paar Tage zurück..

Laxmis Hand schob sich in meine und wir gingen erst mal alle ein Eis essen. Dass sich dann wie von selbst plötzlich ganze Scharen von Kindern einfanden, die auch ein Eis wollten, blieb nicht aus. Céline machte dem dann aber ein Ende – ich würde wohl immer noch Eis ausgeben.

Unsere kleine Gruppe machte sich dann auf, für Laxmi Schuhe zu kaufen, denn sie hatte nur schwarze Lederschuhe, ihre Schulschuhe. Es war schwierig, die passende Schuhgröße zu finden, denn alles was wir anprobierten war ihr zu groß, die Füße von Laxmi waren einfach zu klein. Wir fanden ein paar Klett-Sandalen, die konnte man zumindest so stramm spannen, dass sie sie auf jeden Fall noch lange tragen kann. Die kleine Schwester Laxmis hatte in ihren drei Jahren auch noch nie Schuhe an ihren Füßen gehabt, also fanden wir auch für sie die passenden, etwas zu großen Sandalen.

Weiter ging es mit Céline an der Spitze in einen typisch indischen Laden. Klein, eng, kein Spiegel, die Ware stapelte sich über und unter uns, aber irgendwie haben die Inder im Chaos ein System. Wir wurden fündig und kauften einen suit. Laxmi war stolz. Das sollte sie zu ihrem 7. Geburtstag am 6. Oktober bekommen. Wir zogen weiter und Christine entdeckte ein Geschäft mit europäischen Kinderkleidern. Wir kauften eins für Laxmi und die kleine Schwester.

aengelkenlaxmishopwwwaengelkenlaxmishopwww.jpgIch fragte Céline, was wir für die Familie noch tun könnten, denn Geld sollten wir nich geben. Also zogen wir in den nächsten Wochenmarkt nahe Prem Dan und kauften mit Laxmis Familie ein. Céline griff immer die jkleinsten Zahnpastatuben, die kleinsten Pakete Waschmittel, Nudeln und Seife. Nach meinem zweiten oder dritten etwas skeptischen Blick lachte sie und packte alle Kleinpakete zurück, um die familiengerechten Großpackungen in den Einkaufswagen zu legen. Wir riefen ein Tuk-Tuk heran, bezahlten den Fahrer und Laxmi fuhr mit ihrer Mutter uns Schwester nach Hause in den Reay Road Slum.

Am Sonntag hatten wir uns mit Schwester Juanita verabredet, um mit ihr zum Prem Dan Boarding Home zu fahren. Das war eine Fahrt von über 1 1/2 Stunden in den Norden von Mumbai. Schwester Juanita berichtete uns, dass es vor 12 Jahren, als dieses Haus gebaut wurde, nur grüne Wiesen gab. Davon war nicht mehr viel zu spüren, die Straßen schlecht wie überall in Indien, Dreck und Verkehrschaos (nicht so schlimm wie in Mumbai, aber das ist wohl nur eine Frage der Zeit).Das Boarding Home ist mittlerweile kaum noch auszumachen zwischen den ganzen Hochhäusern New Mumbais. Die Wiesen „mutierten“ à la India vor Jahren zu teurem Bauland.

Wir wurden sehr herzlich von Schwester Helen begrüßt, die das Boarding Home leitet. Ca. 40 Mädchen machten gerade ihre Hausaufgaben. Wir machten einen Rundgang durchs Haus. Die Schwestern haben uns stolz alles gezeigt. Vom Computer- bis zum Nähmaschienenraum bis zu den Schlafsälen. Links der Saal für die jüngeren Mädchen, rechts der für die Älteren. Mit Schwester Juanita konnten wir üner Gott und die Welt reden, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Kinder haben zum Abschluss noch für uns gesungen und getanzt.Vom Heim fuhren wir noch zur Jesus and Maria Highschool. Dort werden neben den Kindern Prem Dans noch 800 weitere Kinder unterrichtet. Die Sprache Englisch ist in der Highschool und im Boarding House obligatorisch.Wir sind gegen Abend wieder in Colaba angekommen, haben uns mit Schwester Juanita für den 14.,15., 16. Oktober verabredet, um dann auch Laxmis Schule und ihr Zuhause kennenzulernen.

Leider kam es dazu nicht, da Christine in Varanasi sehr krank wurde und ins Krankenhaus musste. Wir mussten alle weiteren Reiseziele aufgeben und verharrten zwangsläufig noch ein paar Tage im dortigen Hotel, da Christine nicht reisefähig war. Auf der vorzeitigen Rückreise nach Hamburg legeten wir einen 4-tägigen „recovery-stop“ in Dubai ein. Unsere Reise endete schließlich im Hamburger Tropeninstitut.

Das wird uns oder mich aber nicht davon abhalten, Laxmi wieder zu besuchen. Es ist schön für mich nicht nur eine anonyme Patin zu sein, sondern das Kind, welchem ich eine bessere Zukunft ermöglichen möchte, auch persönlich zu kennen. Briefe und Fotos tun ihr übriges, aber wer die kleine Hand von Laxmi oder anderer bedürftiger Kinder dieser Welt in der Hand hatte, der versteht was ich meine.

..“

[ Antje und Christine Engelken;Hamburg Okt.2009;]

Der erste Besuch beim Patenkind – ein Bericht von A. Engelken

Beitragsnavigation


Schreibe einen Kommentar