esperance diplom


Was wird aus unseren Patenkindern nachdem die Abschlussprüfungen der 10. Klasse geschrieben sind und unsere oft langjährige Unterstützung endet? Wie geht es im Leben unser Schützlinge weiter? Welchen Weg schlagen sie ein und ist Prem Dans Konzept der Bildungsvermittlung und Hinwendung der richtige Ansatz den Kindern der Slums eine Lebensperspektive zu schaffen?

Antworten auf diese Fragen wollen wir Ihnen in unserer Reihe- „Was wird aus unseren Patenkindern?“ – geben, die wir mit der Geschichte Esperance Pintos fortsetzten. Unsere langjährigen und tatkräftigen Förderer Meena Holzmann und Gunthard Lichtenberg machten uns auf ihre bemerkenswerte Geschichte aufmerksam. Sie trafen Esperance vor vielen Jahren in Prem Dans Mädchenheim. Schon damals imponierte ihnen ihre Geradlinigkeit und ihr Wille, der auch im folgenden, von Esperance selbst verfassten Bericht zum Ausdruck kommt. Viel Spaß beim Lesen!

Esperances Bericht aus dem Englischen übersetzt von M. Holzmann und G. Lichtenberg (Danke!)

„…… Sheffield, England 2009

Wenn ich auf mein bisheriges Leben zurückblicke, stelle ich fest wie viele Meilensteine mich bis heute begleitet und meinem Leben eine Struktur gegeben haben. Ich werde nie all die Unterstützung vergessen, die ich von meiner Kindheit an erfahren durfte und die mir geholfen hat zu der Frau zu werden, die ich heute bin.

Ich wurde in Mumbai (früher Bombay) als ältestes von drei Kindern geboren. Wir lebten mit meiner Mutter im Geeta Nagar Slum in Colaba. Meine Mutter war Hausangestellte, die für geringen Lohn arbeitete, der nicht ausreichte um drei Kinder aufzuziehen. Unser Vater hatte uns verlassen und meine Mutter kämpfte darum, uns eine gute Erziehung und Schulbildung zu geben.

In Geeta Nagar erfuhr meine Mutter von dem kleinen Prem Dan-Kindergarten und meine Brüder und ich, wir alle drei haben dort mit unserer Schulbildung angefangen. Beim Eintritt in die öffentliche Schule (1. bis 4. Klasse, St. Joseph’s High School in Colaba) fand Schwester Felicity auch Sponsoren für meine Brüder und mich. Ich besuchte (5. bis 10. Klasse) die „Regina Pacis“-Schule mit Internat in Byculla und lebte dort bis ich meine Abschlussprüfung „Secondary School Maharashtra Board Exam“ in 1999 bestand.

Schwester Felicity hatte in Kharghar 1998 das neue Prem Dan-Heim für Mädchen eröffnet, und dank des Prem Dan-Sponsorenprogramms bekam ich die Chance, ab 1999 dort zu wohnen und meine Ausbildung weiter voranzutreiben. Am Bharatiya Vidyapeet College in Khargar besucht ich die 11. und 12. Klasse. Ich machte meinen Abschluss als Bachelor of Commerce (BCom) am ICES Motilal Jhunjhunwala College of Arts, Commerce & Science in Vashi im Jahr 2003. – In Kharghar traf ich im Übrigen andere Mädchen in ähnlicher Situation wie der meinigen und wir konnten uns gegenseitig Mut machen und bei der Verfolgung unserer Zielsetzungen unterstützen.esperances story 10-09

In der Zwischenzeit konnte meine Mutter, die nun ausreichend Geld als Masseurin verdiente, ein Ein-Zimmer-Apartment in Mira Nagar kaufen. Nach meinen Studien zog ich zu meiner Mutter und meinen Brüdern in unser erstes wirkliches Zuhause. Sehr glücklich war ich über einen Job bei ICICI First Source für 2 ½ Jahre, zunächst in deren Call Center, später als Ausbilderin. Da ich nun ein stetiges, gutes Einkommen hatte, konnte ich ein entsprechendes Bankdarlehen bekommen und wir waren damit in der Lage, uns ein größeres Apartment, ebenfalls in Mira Road, zu kaufen.

2007 wechselte ich die Arbeitsstelle und begann bei JP Morgan Chase als Kundenberaterin im Finanzbereich; dort war ich für Fragen im Zusammenhang mit Kreditkarten und Online-Unterstützung zuständig. Ich blieb ein Jahr.

Ich hatte einen Traum und wollte den Abschluss des MBA (Masters in Business Administration), und so begann ich nach Möglichkeiten Ausschau zu halten, dieses Studium im Ausland aufzunehmen. Ich fand eine Agentur, Study Overseas Limited, die mir einen Studienplatz an der Hallam-Universität in Sheffield/England anbot. Es gelang mir, ein Bankdarlehen für die Studiengebühren zu erhalten und außerdem erhielt ich eine Starthilfe von meinen deutschen Freunden. Die zwei Jahre in Sheffield waren hart und ich mußte studieren, mit einem neuen Land und seiner Kultur zurecht kommen und in einem Call Center arbeiten, um mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Aber das alles war es wert und im November 2009 werde ich offiziell meinen MBA-Abschluss erhalten.esperance diplom.jpg

Ich werde Prem Dan immer dankbar sein, Mutter Felicity und allen anderen Schwestern und Mitarbeitern/-innen, die mir über die Jahre hinweg geholfen haben. Ohne das gute Werk, das sie an mir getan haben, hätte ich niemals die Chance gehabt, meine Lebensumstände zu ändern. Andere Kinder haben auch durch das Sponsorenprogramm gewonnen, und dies betrifft nicht nur die finanzielle Seite, sondern auch die menschliche Hilfe seitens der Schwestern und der Mitarbeiter/-innen.

Mein besonderer Dank gilt Mutter Felicity und meinen Sponsoren innerhalb und außerhalb Indiens. Ich will auch nicht die Unterstützung vergessen, die mir von meinen Lehrerinnen, Ms. Aruna, Ms. Joystna, und Ms. Annie sowie von den Schwestern in Kharghar, Sr. Madeleine, Sr. Philomena, Sr. Tracy, Sr. Patricia, Sr. Usha, Sr. Geraldine, Sr. Nirmala, Sr. Leena und Sr. Juanita, zuteil geworden ist.

Für die unmittelbare Zukunft wünsche und hoffe ich einen guten Job in England oder Indien zu finden, um auf meinen eigenen Füßen zu stehen und das durch meine Ausbildung erworbene Potential entsprechend nutzen zu können. ………“

Was wird aus unseren Patenkindern? Esperance – Aus der Slumschule zum Universitätsdiplom

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