Nein, das war für Carmen N. nicht der erste Flug nach Mumbai. Schon des öfteren war sie als Flugbegleiterin der Lufthansa in Indiens größter Stadt. Was ihren nächsten Flugeinsatz im April 2017 aber so besonders macht ist das erste Treffen… mit Pratnya, ihrem Patenkind bei Prem Dan. Leider bleiben dafür nur ein paar Stunden während des gerade mal 24 stündigen Layovers (so heißt der Aufenthalt am Zielort im Fliegerjargon). Wie wird Pradnya wohl reagieren, was kann man als Pate als Geschenk mitbringen. Wer ist aufgeregter? Die Vorfreude auf Pratnya war riesig.
Im Vorfeld ihres Besuchs hat Carmen mit dem Team im Mumbai einiges per e-mail abgeklärt. Pünktlich um 10 Uhr morgens ging es am Hotel der Lufthansa Crews dann auch los. Kishor, der Fahrer und Experte für Schleichwege um Mumbais berüchtigte Staus, brachte Carmen in Prem Dans Vorschule im Reay Road Slum. Dort, nicht allzu weit von Pradnyas Wohnort und eigentlicher Schule (sie hatte just an diesem Tag ihre Jahresabschlussprüfungen) war schnell das Eis gebrochen und die beidseitige Aufgeregtheit wich schnell einem fröhlichen Beisammensein. Während des Treffens erfuhr Carmen von den Betreuern Prem Dans auch von der HIV Erkrankung ihres Patenkindes und der ihrer Mutter. Die Infektion verzögert das Wachstum und greift die Gesundheit generell an. Auch dies war für Carmen sofort ersichtlich, dennoch versuchte sie sich die Betroffenheit darüber nicht anmerken zu lassen und ließ sich von Pradnya und ihrer jüngeren Schwester viel über ihr Leben, ihre Familie und ihren Alltag erzählen.
Schnell verflog die Zeit im Slum. Am frühen Nachmittag hieß es dann schon wieder Abschied nehmen. Kishor fuhr mit Carmen dann noch zur Garden School, dem Hauptsitz Prem Dan im Stadtteil Colaba. Lunchtime mit Schwester Zelia, den Lehrern und Betreuern. Dabei erfuhr Carmen auch, das Pradnya und ihre Schwester schon einen sicheren Platz im Boarding Home Prem Dans gefunden hatten. Dort könnten die Schwestern auch besser versorgt und betreut werden als in ihrem Zuhause in den Slums. Beide Mädchen wollten aber aufgrund des Heimwehs und der Sorge um ihre erkrankte Mutter lieber in ihrer Nähe sein. Berührt von den Eindrücken und dem Schicksal Pradnyas schmiedete Carmen mit Schwester Zelia und Queenie, der Sekretärin Prem Dans, noch erste Pläne, wie man die Versorgung der Familie mit Nahrungsmitteln, ergänzenden Vitaminen etc. noch verbessern könnte. Auch in der Garden School verflog die Zeit rasend schnell. Kaum 48 Stunden nach dem Abflug landete Carmen dann wieder in München.